Katholische Jugendverbände: Glauben lernen

26. Juni 2018

Auf der Diözesanversammlung des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Aachen diskutierten die Delegierten der 11 Mitgliedsverbände über den Beitrag, den Verbandler*innen bei der Weitergabe des Glaubens leisten können. Darüber hinaus thematisierten sie, welche Rechte und Pflichten Christ*innen beim Aufbau einer Kirche der Zukunft haben. Die inhaltliche Auseinandersetzung soll zu einer Positionierung führen, die auf einer außerordentlichen Versammlung im September beschlossen werden soll.

Die Diözesanversammlung: Ort der Vernetzung

Doch zunächst einige Schritte zurück. Bereits am Freitagabend trafen sich viele der jungen Delegierten, um sich gemeinsam auf das kommende Wochenende einzustimmen. Neue Delegierte erhielten eine Einführung in die Arbeitsweise der Diözesanversammlung und die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), Mitgliedsverband des BDKJ, gestaltete den weiteren Abend, auf dem viele Delegierte bereits die Gelegenheit nutzten, sich mit den anderen Verbänden auszutauschen. „Das machen wir nächstes Jahr wieder“, war das einhellige Fazit. Am Samstag begann die eigentliche Diözesanversammlung. Diese startet mit Berichten, in denen der BDKJ Vorstand und Ausschüsse Rechenschaft über ihre Arbeit ablegen. Ein Highlight: Der Besuch einer Verbandlerin, die den Freiwilligendienst des BDKJ in Kolumbien mitgemacht hat. Sie berichtete anschaulich von ihrem vergangenen Jahr bei der Partnerorganisation des BDKJ „Hogar del Nino“ in Libano, bei der sie in zahlreichen Projekten Friedensarbeit leistete. Der BDKJ, die DPSG und die KjG entsenden jedes Jahr Freiwillige in das Partnerland des Bistums Aachen Kolumbien und begleiten deren Einsatz. Eine der Einsatzstellen ist die BDKJ-Partnerorganisation Concern Universal Colombia in Ibagué, die sich besonders für Frieden, Menschenrechte, Umweltschutz sowie ländliche Entwicklung in der Region einsetzt und in diesem Jahr Empfängerin des Aachener Friedenspreises ist.

Fachvorträge zur „Glaubenskommunikation“ und zur Mitbestimmung in Kirche

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt: Der Studienteil, bei dem die jungen Menschen inhaltlich arbeiten. In zwei Fachvorträgen erhielten die Delegierten wertvolle Inhalte über das Thema „Glaubenskommunikation“ und Wege, gemeinsam Kirche zu sein. Patrik C. Höring, Professor für Katechetik und Didaktik des Religionsunterrichts an der philosophisch-theologischen Hochschule St. Augustin, erläuterte ansprechend die komplexen Inhalte.

So stellte er dar, dass die Weitergabe des christlichen Glaubens und das Hereinwachsen in die Kirche im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten nicht mehr

automatisch geschehen. Darüber hinaus verdeutlichte er, dass christlicher Glaube nicht einfach weitergegeben werden kann, sondern man ihn sich nur aneignen könne.

Für die kirchliche Jugendarbeit betonte er, dass junge Menschen bereits umfangreiche Vorstellungen christlicher Glaubensinhalte sowie christlich geprägte Menschen- und Gottesbilder haben können. Wie jeder Glaube sind sie tief eingewoben in ihre kulturelle Umgebung, von ihren Lebenswelten geprägt und müssten mitunter im offenen Dialog weiterentwickelt werden.

Nichtsdestotrotz müssten tradierte Vorstellungen des katholischen Glaubens ebenso die Lebensformen junger Menschen aufnehmen. Nötig sei also ein kritischer, wechselseitiger Dialog, bei dem sich beide Seiten auf Augenhöhe begegnen und gegenseitig bereichern.

Im zweiten Vortrag legte Höring – auch mit Blick auf den synodalen Gesprächsprozess „Heute bei dir“ – den Fokus auf die Kirche als Gemeinschaft aller Getauften. Er beschrieb die fundamentale Gleichheit aller Gläubigen durch die Taufe und ihre gemeinsame Sendung, das Evangelium zu verkünden, an die auch die deutschen Bischöfe 2015 in ihrem gemeinsamen Schreiben „Gemeinsam Kirche sein“ erinnert haben. In diesem Zusammenhang betonte er die große Bedeutung, die insbesondere von Laien getragene Initiativen und Verbände für die katholische Kirche haben. Dass die Mitbestimmungsrechte der Laien in der Kirche hinter dem Entwurf von „Gemeinsam Kirche sein“ zurückbleiben, ergab ein kritischer Abgleich mit der gelebten Wirklichkeit in vielen Gemeinden.

Schließlich diskutierten die jungen Delegierten über beide Themen. In verschiedenen Methoden sammelten sie ihre Gedanken darüber, was es braucht, um Glauben zu lernen und wie sie Mitbestimmung in Kirche erfahren. So beschrieben Verbandler*innen: „Es braucht zunächst selbst einige Erfahrungen und Berührungspunkte mit „Glauben“. Man muss selbst Interesse haben und sich damit auseinandersetzen wollen. Gespräche über den Glauben müssen auf Augenhöhe geschehen.“ Zur Mitbestimmung in Kirche betonten sie, dass sie in ihrer Glaubensgemeinschaft „Verband“ mitbestimmen können, jedoch in ihren Ortsgemeinden häufig Hürden bestünden, die Mitbestimmung erschwerten und unattraktiv machten.

Die gemeinsamen Gedanken mündeten in einer Positionierung, über die Delegierte verschiedener Verbände nach dem gemeinsamen Gottesdienst und dem Fußballspiel Deutschland gegen Schweden berieten: Sind die Möglichkeiten, sich in Räten zu beteiligen, jugendgerecht genug? Gibt es genug echte Beteiligung? Wo fehlt die Demokratie besonders? Diese sollte am folgenden Tag diskutiert und abgestimmt werden. Weil hierfür jedoch die Zeit zu knapp wurde, entschieden die Jugendverbände, dass sie nicht unter Zeitdruck beraten wollten, und beschlossen eine außerordentliche Diözesanversammlung im September durchzuführen, auf der sie diesen und weitere Anträge diskutieren werden.

Die Zeit läuft: Maskottchen Stoppi begeistert für die 72-Stunden-Aktion 2019

Ein besonderes Highlight: Die kommende 72-Stunden-Aktion 2019. Sie ist die größte Sozialaktion der Jugend in Deutschland und wird bundesweit vom BDKJ organisiert. Eine Besonderheit im Bistum Aachen: Hier führen der BDKJ und das Bistum Aachen die Aktion gemeinsam durch. Die Aktion findet etwa alle vier Jahre statt – im kommenden Mai ist es wieder so weit. Junge Menschen werden dann 72 Stunden lang soziale Projekte durchführen und so die Welt an einem Wochenende ein Stückchen besser machen. Die Diözesanversammlung war gleichzeitig der offizielle Auftakt der Aktion im Bistum Aachen. Das lebensgroße Maskottchen „Stoppi“, das die Delegierten begeisterte, wird in den kommenden Monaten durch das Bistum reisen und für die Aktion werben.

BDKJ Aachen Dioezesanversammlung 2018