Foto: BDKJ / Christian Schnaubelt

Keine Rolle rückwärts – Für eine gemeinsame Leitung von Christ*innen und Klerus

29. Juli 2020

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sendet ein klares „Nein“ zu den in der vergangenen Woche vom Vatikan veröffentlichten Instruktionen

Nach dem überraschenden Schreiben zur Rolle von Priestern und Christ*innen aus dem Vatikan am 20.07.2020 wendet sich der BDKJ mit dem eindringlichen Appell an die deutschen Bischöfe, weiterhin für die Weiterentwicklung der katholischen Kirche einzutreten. In dem Schreiben „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ hatte die Kleruskongregation des Vatikans Hoffnungen auf eine geteilte Gemeindeleitung zwischen Christ*innen und Priestern eine Absage erteilt.

Düsseldorf/Aachen, 28.07.2020. Die BDKJ-Hauptversammlung, das höchste beschlussfassende Gremium der katholischen Jugendverbandsarbeit in Deutschland, hat am vergangenen Wochenende getagt und sich zu den kürzlich veröffentlichten Instruktionen aus dem Vatikan positioniert. Eindringlich warnt die BDKJ-Hauptversammlung vor einem Rückschritt in überholte Strukturen. „Als katholische Jugendverbände sprechen wir uns klar gegen eine Rolle rückwärts aus”, erklärt BDKJ-Bundesvorsitzende Katharina Norpoth. Sie ergänzt: „Gerade nach dem Schreiben aus Rom möchten wir die positiven Erfahrungen der geteilten Leitung zwischen Lai*innen und Priestern in unseren Jugendverbänden entgegenstellen.“ Bereits seit seiner Gründung setzt der BDKJ auf eine gleichberechtigte Leitung, die gleichermaßen aus Christ*innen und Priestern besteht, während im Schreiben die Hierarchie zwischen diesen untermauert wird. „Uns ärgert, dass die Anweisungen aus dem Vatikan die Bemühungen der Ortskirchen und die Realitäten vor Ort ignorieren. Genau dieser Klerikalismus demotiviert viele Engagierte“, betont Katharina Norpoth.

Mit dem während der BDKJ-Hauptversammlung einstimmig verabschiedeten Beschluss „Gemeinsam leiten statt einsam bestimmen“ machen die Delegierten deutlich, dass die katholische Kirche Leitungsmodelle brauche, die die Taufberufung und die Kompetenzen aller Gläubigen ernstnehmen. Für den BDKJ Diözesanverband Aachen, der den Antrag gemeinsam mit dem BDKJ Diözesanverband Paderborn eingebracht hatte, ergänzt Vorsitzender Benedikt Patzelt: „Gerade vor dem Hintergrund der vielen weltweit öffentlich gewordenen Vorfälle sexualisierter Gewalt ist diese Instruktion für uns unhaltbar. Die 2018 veröffentlichte MHG-Studie hat die klerikale Kirchenstruktur als entscheidenden Risikofaktor für sexualisierte Gewalt benannt. Die Instruktion aus dem Vatikan manifestiert diese Struktur und bietet damit weiterhin den Rahmen für Machtmissbrauch innerhalb der katholischen Kirche.“

Gleichzeitig appelliert die BDKJ-Hauptversammlung an die deutschen Bischöfe, den Synodalen Weg, den Veränderungsprozess der katholischen Kirche in Deutschland mit Christ*innen und Klerikern, weiterhin gemeinsam auf Augenhöhe zu gehen und zielstrebig für die Weiterentwicklung der katholischen Kirche einzutreten.

Auch im Rahmen des bistumsweiten Veränderungsprozesses „Heute bei dir“ sei deutlich geworden, dass junge Christ*innen der einseitigen Verteilung von Macht in der katholischen Kirche deutlich widersprechen. „Junge Christ*innen sind bereit, sich an einer zeitgemäßen Weiterentwicklung zu beteiligen“, so Benedikt Patzelt. „Absolutistische Anweisungen stehen dieser Bereitschaft entgegen. Junge Menschen wollen eine Beteiligung auf Augenhöhe, das hat der von uns in den „Heute bei dir“-Prozess eingebrachte Jugendcheck deutlich gemacht.“


Text: BDKJ Bundesebene / Jessica Starzetz – BDKJ Aachen
Bild: Christian Schnaubelt / BDKJ
Gesamte Pressemitteilung als PDF: Pressemitteilung: Keine Rolle rückwärts – Für eine gemeinsame Leitung von Christ*innen und Klerus